Schwedischer Staatsanwalt zu Nord Stream-Explosionen: Schuldige sind schwer auszumachen

Nach Ansicht des schwedischen taatsanwalts Mats Ljungqvist ist es schwierig, genau zu bestimmen, welches Land für die Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines verantwortlich ist. Er sagt, die Beweise hinter den Explosionen könnten auf verschiedene Schuldige hindeuten. Die schwedischen Ermittler konnten jedoch eine Reihe von Szenarien ausschließen.

Ljungqvist will nicht zu viele Einzelheiten über die Explosionen Ende September 2022 bekannt geben. Denn die schwedischen Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Nach der Art des gefundenen Sprengstoffs zu urteilen, können die Forscher jetzt einige Szenarien ausschließen.

Das wichtigste Szenario ist, dass ein anderes Land hinter den Explosionen steckt, sagt der Staatsanwalt. Dabei könnte es sich um eine direkte oder indirekte Beteiligung handeln, da es auch Unternehmen gibt, die im Auftrag solche Spezialeinsätze durchführen können.

Es werde kompliziert sein, genau festzustellen, welches Land dafür verantwortlich sei, sagte Ljungqvist der Nachrichtenagentur Reuters. Die Untersuchung wird durch die Lage der Gasleitungen in einer Tiefe von 80 Metern erschwert.

Die gefundenen Beweise deuten auf mehrere mögliche Täter hin, so Ljungqvist. „Die Hintermänner haben die Hinweise wahrscheinlich absichtlich so hinterlassen, dass sie nicht auf einen bestimmten Absender zurückgeführt werden können.“

Was ist Nord Stream?

  • Nord Stream 1 und 2 sind unterseeische Pipelines in der Ostsee. Sie bringen russisches Gas von Russland nach Deutschland und könnten Millionen von europäischen Haushalten mit Wärme versorgen.
  • Die neueste Pipeline – Nord Stream 2 – wurde aufgrund des Krieges in der Ukraine nie in Betrieb genommen. Darüber hinaus hat Russland im September Nord Stream 1 auf unbestimmte Zeit geschlossen.
  • Zum Zeitpunkt der Explosionen wurde also kein Erdgas mehr geliefert. Restgas befand sich jedoch noch in der Pipeline.

Steckt der Kreml dahinter oder nur die USA?

Es kursieren verschiedene Theorien darüber, wer hinter den Explosionen steckt. Ljungqvist zufolge wurden diese auch verbreitet, um Verwirrung zu stiften. Der Westen verdächtigte Russland, die Pipelines zu sabotieren, doch ein deutscher Ermittlungsleiter sagte, dass dafür keine Beweise gefunden worden seien.

Der Kreml hat eine Beteiligung stets abgestritten. Stattdessen schiebt Russland die Schuld auf die Vereinigten Staaten. Auch dieses Land streitet jede Beteiligung ab. Anonyme US-Beamte behaupten, es sei sehr wahrscheinlich, dass eine pro-ukrainische Gruppe hinter der Aktion steckt.

„Ich möchte mich nicht zu konkreten Berichten äußern“, sagte der schwedische Staatsanwalt, „aber ich kann sagen, dass viele gängige Theorien nach unseren Ermittlungen leicht widerlegt werden können.“

Die Explosionen an den Nord Stream-Gaspipelines ereigneten sich Ende September 2022. Die Gaspipelines wurden beschädigt und es wurde viel Gas freigesetzt. Auch Dänemark und Deutschland untersuchen die Explosionen.